Der heutige Schamane ist nicht nur Heiler, sondern auch Bewahrer dieses Kulturguts. Renato Sánchez Ríos ist mit schamanistischen Traditionen aufgewachsen, er hat sie seit frühester Jugend verinnerlicht. Sein Umgang mit uralten Mythen und Symbolen ist daher nicht der eines distanzierten Völkerkundlers, sondern ganz natürlich und direkt, was seinen Bildern einen seltsamen und wohl auch einzigartigen Reiz verleiht.
Zwei Symbole tauchen darin häufig auf: Die Stufenpyramide und die „Chakana“, das präkolumbische Kreuz. Die obersten Pyramidenstufen sind den Göttern vorbehalten. Diese werden meist durch Adler und Kondore (rechts) dargestellt. Die mittleren und unteren Stufen repräsentieren die Welt des Hier und Jetzt (Symbole: Puma, Wolf, Fuchs), bzw. die Welt der Toten (Symbol: Schlange). Die vier Spitzen des Chakana-Kreuzes stehen sowohl für die vier Himmelsrichtungen, als auch für die vier Menschenrassen – rot, weiß, gelb und schwarz – und die Elemente Erde, Feuer, Wasser und Wind.
Es würde zu weit führen, diese Ikonografie in allen Einzelheiten zu beschreiben, zumal Renato Sánchez Ríos durchaus auch eigene Symbole hinzufügt. In Anlehnung an ein bekanntes Diktum ließe sich hier von einer Mythologie sprechen, die durch ein Temperament gesehen wird. Ein ganz besonderes Temperament.“
(Peter Zwirner)